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1. Theil 4 - S. 314

1862 - Breslau : Max
314 Neueste Geschichte. 5. Periode. guter Ordnung zurückgezogen undbenedek, welcher die Piemon- tesen bei San Martino geschlagen hatte, erhielt mitten in seinem Siegeslauf Befehl zum Rückzug. Wie bei Magenta hatte der Soldat — noch überdies mit leerem Magen — glorreich gestritten; aber Oestreichs altes Ver- hängnis sich durch elendes Commando die besten Armeen ruini- ren zu lassen, hatte auch hier gewaltet. Die Oestreicher verloren 3300 Todte und 10,500 Verwun- dete, während 9000 vermißt wurden; die Franzosen verloren 12,000, die Sardinier 5000. Der Held des Tages war Niel, wie bei Magenta: Mac Mahon, welcher dafür den Titel eines Herzogs von Magenta erhalten hatte. Indessen war selbst nach dieser neuen Niederlage die Stel- lung der Oestreicher nichts weniger als verzweifelt, um so weniger als gerade in jenem Augenblicke Preußen sehr energische Ent- schließungen gefaßt hatte, welche fast nothwendig zu einem Kriege mit Frankreich führen mußten; alle Welt war daher aufs Aeußerste überrascht, als rasch hinter einander sich die Kunde von dem in Folge einer persönlichen Zusammenkunft der beiden Kaiser zu Villafranca abgeschlossenen Waffenstillstand (8. Juli) und Frieden (11. Juli) verbreitete. Oestreich trat in Folge dieses Friedens die Lombardei ab (leider auch das Stilsser-Joch, welches bisher Tirol schützte), be- hielt aber Venedig und das Festungsviereck. Auch die mittel- italienischen Fürsten sollten hergestellt, die Staaten Italiens aber zu einem Bunde unter dem Vorsitz des Papstes vereinigt werden. Auf einer später in Zürich zusammentretenden Conferenz, von welcher jedoch die übrigen europäischen Staaten ausgeschlos- sen blieben, sollten die Specialitäten des Vertrages verabredet werden. Die Ueberraschung, mit welcher Europa diese Nachrichten aufnahm, wurde noch vergrößert durch die Proclamation, mittels deren Kaiser Franz Joseph seinen Völkern von dem Abschluß des Friedens Kunde gab, indem er darin nicht undeutlich die Schuld seines Mißerfolgs auf Preußen schob. — Erst spätere Enthüllungen, namentlich die Erklärungen der Minister im eng- lischen Parlament, klärten das Räthsel mindestens zum Theil auf und ließen den Kaiser Franz Joseph als Opfer einer Mystification erscheinen. Preußen aber erhielt die glänzendste Rechtfertigung durch

2. Theil 4 - S. 318

1862 - Breslau : Max
318 Neueste Geschichte. 5. Periode. baldi Palermo, unterstützt durch die in der Stadt angezettelten Verständnisse und machte sich zum Herrn derselben, indem die Neapolitaner in die Forts gedrängt wurden. — Aber auch hier hielten sie sich nicht; vielmehr kam es zu einer Capitulation, in Folge deren Lanza mit allen Truppen sich einschiffte und Sicilien den Siegern überließ. Nur in Messina hielten sich die tapfern Truppen unter Befehl des alten, 75jährigen General Fergola.*) Inzwischen hatte man aber auch im festländischen Theil des Königreichs vorgearbeitet und während die arglistigen Rath- schläge Sardiniens den König vermochten, die alten Formen der Regierung zu beseitigen und dieselben zu desorganisiren, wurden seine Räthe und Generäle durch Bestechung gewonnen. Die Anarchie nahm überhand und der Augenblick für Garibaldi war da, um in Calabrien zu landen (August 1860). Er besetzte Reggio und schlug die ihm entgegengeschickten Truppen bei Piale. Bald aber hatte man nicht mehr nöthig, sich zu schlagen; die neapoli- tanische Armee lief von selbst auseinander. Am 5. September durfte Garibaldi ungehindert bei Salerno landen und seinen Einzug in Neapel halten. — Der König, welcher noch kurz vorher eine Armee von 80,000 Mann gehabt hatte, floh nach Gaeta und der kühne Abenteurer wagte sich fast ganz ohne Begleitung in die Hauptstadt, welche ihn jubelnd empfing. Das Wappen der Bour- bons wurde überall abgerissen, Heer und Flotte huldigten dem Usurpator; zunächst der Minister Liborio Romano, welcher der Minister der neuen Gewalt wurde. Aber Victor Emanuel täuschte sich, wenn er glaubte, Gari- baldi werde ihm ohne Weiteres das eroberte Königreich über- geben; vielmehr wies derselbe das Ansinnen, welches ihm schon nach der Eroberung Siciliens gestellt worden war, abermals zurück mit der Erklärung: „Keine Annexirung! Ich werde das neue *) Ein italienisches Blatt entwirft von ihm folgendes Bild: Der 75jährige Soldat und starrköpfige Sonderling kennt nichts als seine Consigne, besucht jeden Morgen drei Messen, läßt keinen Tag vorübergehen, ohne in Gemeinschaft mit seinen Soldaten den Rosenkranz zu beten, spielt Abends Trik-trak mit dem Major Gnillomat, aber er capitulirt nicht, ergiebt sich nicht und fragt gar nicht, was in der Welt vorgeht. Alan sagt ihm: die Garibaldini sind über die Meerenge hinüber und haben die Armee von Monteleonc aufs Haupt geschlagen. „Das ist nicht meine Sache," antwortete er mit philosophischer Kälte. Man meldet ihm die Einnahme Neapels. Er sammelt die Garnison auf dem Glacis und Alles ruft: „Es lebe der König!"

3. Theil 4 - S. 320

1862 - Breslau : Max
320 Neueste Geschichte. 5. Periode. Ungestüm auf die Stellungen der Garibaldiner, namentlich bei Caserta und Madd aloni. Von drei Uhr Morgens bis vier Uhr Nachmittags dauerte die Schlacht und alle Berichte stimmen darin überein, daß Garibaldi in der höchsten Gefahr schwebte, wäre ihm nicht durch den schmählichsten Verrath Hülfe gebracht worden. Während nämlich noch äußerlich die freundschaftlichsten Bezie- hungen zwischen Neapel und Turin bestanden und der neapoli- tanische Gesandte in Turin im amtlichen Verkehr mit dem dor- tigen Cabinet stand, leisteten piemontesische Truppen den Garibaldinern wirksame Hülfe. Die Herrschsucht Victor Emanuels, welchen man den König Ehrenmann genannt, zeigte sich jetzt ohne Scheu, und nachdem er so eben, ohne daß irgend eine Feindseligkeit von Seiten Roms vorhergegangen war, in die Staaten des Papstes eingebrochen war, rückte er jetzt (9. October) auf 3 Punkten in das neapoli- tanische Gebiet ein. Auch gegen diesen, die Kette moralischer und politischer Abscheulichkeiten, welche man als italienische Erhebung feiert, würdig abschließenden Act erhob Europa keinen ernstlichen Wider- spruch (Spanien und Rußland riefen zwar ihre Gesandten, wie Frankreich nach der Invasion in den Kirchenstaat ab, Cavour wußte aber, wie wenig ernsthaft solche Demonstrationen gemeint waren) und der von aller Welt verlassene König Franz hatte nunmehr die einzige Aufgabe — mit Ehren zu fallen! Erfreulicherweise fand dieser junge König, von welchem man bisher nur mit Geringschätzung gesprochen hatte, jetzt, nachdem er von den Verräthern verlassen war, die Energie wieder, welche er zur Lösung seiner Aufgabe bedurfte und die wenigen Leute, die ihm noch geblieben waren, bewiesen durch ihren Muth und durch ihre Anhänglichkeit an die königliche Sache, wie leicht es gewesen wäre, die Garibaldische Invasion zu vereiteln, hätte man nicht mit einer Felonie ohne Gleichen von Seiten derer, welchen die Vertheidigung der Dynastie oblag, auf deren Sturz hingearbeitet. Auf die heldenmüthigen Entschließungen des Königs hatte die junge, ihm kürzlich erst vermählte Königin Maria (Tochter des Herzogs Maximilian von Baiern, Schwester der Kaiserin von Oestreich) den größten Einfluß. Sie hatte sich dem Gedanken einer feigen Flucht aus dem Königreich widersetzt und indem sie durch ihren Widerspruch die Pflicht der Königin erfüllt hatte, erfüllte sie in einer Zeit äußerster Drangsale, welche jetzt über

4. Theil 4 - S. 115

1862 - Breslau : Max
Schlacht bei Waterloo. 115 Marschall Grouchy den Preußen mit der übermüthigen Weisung nach, dieselben „in den Rhein zu stürzen"; die Engländer da- gegen wollte Napoleon selbst am folgenden Tage angreifen. Wel- lington, welcher gegen die feindlichen 120,000 Mann nur 80,000 hatte, ließ Blücher um zwei Haufen Unterstützung bitten, und erhielt zur Antwort, daß Blücher nicht mit zwei Haufen, son- dern mit dem ganzen Heere kommen würde, und am andern Morgen ging durch das ganze preußische Lager der Jubelruf: „Es geht wieder vorwärts!" Aber schon am frühen Morgen, ehe die Preußen eintreffen konnten, hatte Napoleon den Kampf gegen Wellington eröffnet. Dieser stand auf den Höhen von Mont St. Jean, gegen welche Napoleon seine ganze Heeresmacht mit unbeschreiblichem Ungestüm heranführte. Mit der fürchterlichsten Erbitterung wurde von bei- den Seiten gestritten, und es möchte schwer zu entscheiden sein, welches Heer sich tapferer erwiesen. Napoleon aber meinte, zu- letzt müsse doch die Uebermacht siegen, und nachdem seine An- griffe schon drei-, viermal zurückgeschlagen waren, trieb er immer neue Heeresmassen die Höhen hinan gegen den unerschütterlichen Feind. Schon bedeckten 10,000 Engländer das Schlachtfeld und die Kämpfenden waren aufs äußerste erschöpft; mit schwerer Be- sorgniß rief der englische Feldmarschall aus: „Ich wollte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen!" Da auf einmal donnerten die preußischen Kanonen im Rücken des Feindes, und mit Dankes- thränen rief der tapfere Feldherr: „Nun, da ist der alte Blücher!" Das preußische Heer hatte wegen der sumpfigen Wege nicht frü- her herbeikommen können, so sehr auch Blücher, als er von fern den Schlachtendonner hörte, den Marsch beeilt hatte. Jetzt war zwar auch erst ein kleiner Theil seiner Truppen zur Hand, aber mit ihnen rückte er sofort in geschlossenen Reihen die Höhen jen- seit des Feindes herab, erst im Schritt, dann in schnellem Lauf und mit schmetternder Schlachtmusik. Während nun Napoleon einen Theil seines Heeres gegen die Preußen umwenden ließ, wollte er den letzten Augenblick benutzen, um die ermatteten Eng- länder durch einen nochmaligen verzweifelten Anlauf niederzu- werfen, und ließ den größten Theil seiner berühmten Garden mit fürchterlicher Gewalt gegen sie anrücken. Aber auch Welling- ton nahm seine letzten Kräfte zusammen, und es entspann sich ein wahrhaft furchtbarer mörderischer Kampf. Die Garde wurde hart bedrängt und von den englischen Reitern aufgefordert, sich 8*

5. Theil 4 - S. 154

1862 - Breslau : Max
154 Neueste Geschichte. 4. Periode. Belgien. sie den Herzog von Nemours, einen Sohn des neuen Königs von Frankreich. Dieser aber gab eine entschieden abschlägige Antwort, und nun fiel im Juni 1831 die Wahl auf den Prinzen Leopold von Coburg, der kurz vorher den griechischen Thron ausgeschlagen hatte, jetzt aber die belgische Krone annahm und am 21. Juli 1831 in Brüssel seinen Einzug hielt. Jetzt erst kehrte einige Ordnung in das zerrüttete Land zu- rück; aber noch eine harte Prüfung hatte es ztt bestehen. Der König von Holland nämlich, der unaufhörlich erneuten Forde- rungen der Belgier überdrüssig, kündigte ihnen im August 1831 den Waffenstillstand auf und ließ seine Holländer in Belgien einrücken. Nun ist dies bei weitem bevölkerter als Holland, und die übermüthigen Belgier hatten stolz aus die Holländer herab- gesehen. Dafür wurden sie nun gezüchtigt; denn Schlag aus Schlag wurden sie zurückgeworfen und leisteten so wenig Gegen- wehr, daß die siegreichen Holländer in kurzem schon in der Nähe von Brüssel standen und das geschlagene Heer vor sich hertrieben. Jetzt wäre Belgien ganz in den Händen des Königs Wilhelm gewesen, wenn nicht die Franzosen den Holländern ein Halt zu- gerufen hätten. Sie hatten schon immer eine große Vorliebe für die Belgier gezeigt, und sobald die Holländer den Krieg erneu ert hatten, war auch ein französisches Heer unter Marschall Görard in Belgien zum Schutze dieses Landes eingerückt. Gérard kündigte nun dem Könige von Holland an, er würde Gewalt brauchen, wenn jener nicht sogleich die Feindseligkeiten einstellte und sein Heer zurückriefe. In biefen ungleichen Kampf konnte sich der König natürlich nicht einlassen. So trat also wieder der ungewisse Zustand zwischen Holland und Belgien ein. Die Conferenz in London erließ Befehle über Befehle, die aber bald der eine, bald der andere Theil hartnäckig verwarf. Zuletzt entwarf sie 24 Artikel, welche dem Frieden zum Grunde gelegt werden müßten. Belgien nahm sie an, Holland aber nicht, und so blieb auch da noch ein ungewisser, beiden Theilen nachtheiliger Zustand. Ganz sichtlich wurde Belgien von der Conferenz begünstigt. Besonders zeigte Frankreich eine aus- fallende Parteilichkeit für Belgien, seitdem der König Leopold sich mit einer Tochter des französischen Königs vermählt hatte, und zuletzt verlangten England und Frankreich, daß der König von Holland sogleich die Bedingungen annehmen sollte, welche die Belgier angenommen hatten. Wilhelm weigerte sich, weil jene

6. Theil 4 - S. 229

1862 - Breslau : Max
Kampf gegen Oestreich. 229 nand, welcher den Ungern weitgehende Verheißungen gemacht hatte, die Krone niederlegte, protestirten die Ungern dagegen und wollten Franz Joseph nicht früher anerkennen, bis er in Ungarn gekrönt wäre und ihre besondere Verfassung anerkannt hätte. Kossuth erließ an das ganze Land die feurigsten Aufrufe und sammelte in kurzer Zeit ein Heer von 200,000 Mann. Im December rückte der neuerdings zum Oberbefehlshaber einer großen Armee ernannte Fürst Windischgrätz in Ungarn ein und kam in den ersten Tagen des Jahres 1849 vor Ofen. Kossuth zog sich nach Debreczin zurück, indem er die ungari- sche Krone (des heiligen Stephan) und die Reichsinsignien mit- nahm. Windischgrätz hielt mit Jellachich seinen Einzug in Ofen und Pesth, während im Süden und Osten, besonders in Sieben- bürgen, die slavischen Stämme den fürchterlichsten Kampf gegen die Magyaren fortsetzten. Dem polnischen General Bern, welcher den Oberbefehl über die ungarischen Truppen in Siebenbürgerr erhielt, gelang es zwar, einen Theil der Slaven, die Walachen und die Szekler, zu gewinnen und nun mit ihrer Hülfe die Sachsen und Siebenbürgen desto härter zu bedrängen; diese riefen jedoch die Russen zu Hülfe, welche dort fürerst mit 6000 Mann einrückten und dadurch den Oestreichern den Kampf erleichterten. Aber immer heftiger entbrannte die nationale Wuth der Magyaren, welche sich durch eine Anzahl tüchtiger polnischer Führer, Dembinski u. A., verstärkten und unter Görgey, Klapka n. A. den Oestreichern bald empfindliche Niederlagen beibrachten. Bem verdrängte die Russen und die Oestreicher wieder aus Siebenbürgen, die Festungen S z e g e d i n, Arad und das starke Kon:orn widerstanden den Stürmen der östreichischen Armee und in: April konnten die Magyaren bereits wieder in Pesth einziehen. Fürst Windischgrätz wurde nun abberufen und durch den Feldmarschall tunt Melden ersetzt, aber auch dieser vermochte dem Vordringen der Magyaren nicht Einhalt zu thun; die Belagerung Komorns wurde aufgegeben und Ofen fiel nach dem fürchterlichsten Kampf in die Hände Görgey's. Im Jubel über ihre Siege und im Vertrauen auf ihre Kraft erklärten die Ungern auf dem in Debreczin versammelten Reichstag nun die Unabhängigkeit Ungarns, und Kossuth wurde als Dic- tator an die Spitze der provisorischen Regierung gestellt. Von diesem Augenblick freilich war der Keim des Zwiespalts unter

7. Theil 4 - S. 238

1862 - Breslau : Max
238 Neueste Geschichte. 5. Periode. Deutschland. von Malmöe war im März 1849 zu Ende gegangen, und nun rückten preußische und andere deutsche Truppen von neuem in Schleswig ein. Die ersten Waffenthaten erregten in allen deut- schen Landen die freudigste, hoffuungsvollste Beweguug: überall fochten die deutschen Truppen siegreich, im Hafen von Eckern- förde wurde durch Strandbatterien das dänische Linienschiff Christian Viii. in Grund geschossen, die schöne Fregatte „Gefion" wurde zur Ergebung gezwungen, baiersche und sächsische Truppen erstürntten die festeil „düppeler Schanzen" gegenüber Alsen unter dem tapfern Oberstlieutenant von der Tann, — bei Kolding schlug die holsteinische Armee unter dem preußischen General v^>n Bonill die Dänen, erzwang den Einmarsch in Jütland und ver- folgte den Feind bis unter die Wälle von Fridericia. Aber plötz- lich erlahmte der Kriegseifer bei der preußischen Negierung und die Truppen derselben wurden immer vorsichtiger und zurückhal- tender in Berfolgung des Feindes. Der Einfluß Englands und Rußlands und besonders gewisse Zweifel an der vollständigen Rechtmäßigkeit der holsteinischen Erhebung hatten diese Wirkung bei dem preußischen Cabinet hervorgebracht; der Angriffskrieg wurde bald ganz eingestellt, und dagegen der Weg der Unter- handlungen von neuem betreten. Ungestraft konnten nun selbst dänische Truppen von Fünen her der Festurig Fridericia zu Hülfe kommen ulld der holsteinischen Armee empfindliche Verluste bei- bringen. Preußen schloß bald darauf ohne Zuziehung der hol- steinischen Regierung einen Waffenstillstand, worin vorläufig die Trennung Schleswigs von Holstein zugegeben wurde. In den Herzogthümern, wie in ganz Deutschland, entstand über diesen Ausgang des Kampfes eine große Mißstimmung, welche für Preu- ßens Einfluß sehr nachtheilig gewesen ist. 140. Die preußische Unionspolitik und Wiederherstellung des Bundestags, 1850—51, Zu derselben Zeit, wo Preußen die Aufstände, welche wegen der Ablehnung der Kaiserkrone entstanden waren, im eigenen Lande und in andern Staaten siegreich bekämpfte, hatte sich Friedrich Wilhelm Iv. doch veranlaßt gefunden, das in Frank- furt versuchte Einigungswerk seinerseits wieder aufzunehmen. Er- halte die ihm angeborene Würde abgelehnt, weil er die mitan- gebotene Verfassung nicht billigen konnte und weil er den an- dern deutschen Regierungen keinen Zwang anthun wollte; der

8. Theil 4 - S. 261

1862 - Breslau : Max
Belagerung von Silistria. 261 Weg in das Innere des türkischen Reichs zu öffnen geeignet war: die Belagerung von Silistria. Das Unternehmen versprach um so leichtern Erfolg, als die Türken in ihrer gewöhnlichen Sorglosigkeit weder daran gedacht hatten, dem verfallenen Zustande der Festungswerke bei Zeiten abzuhelfen, noch eine entsprechende Besatzung hineinzulegen. In der Nacht vom 17. bis 18. Mai wurden die Belagerungsarbeiten gegen die östliche Seite der Festung eröffnet; doch beschränkten sich die Russen bis zum 27. Mai auf eine starke Beschießung der Stadt und Festung und versuchten erst am 28. den Sturm auf Arab Tabia, ein detachirtes Werk, welches nach Angabe der ehemaligen preußischen Offiziere Kuczkowsky (Muchlis Pascha) und Bluiil angelegt, den Schlüsselpunkt zu den übrigen Werken abgab. Die Russen gelangten bis in das Werk selbst, wurden aber nach einem verzweifelten Handgemenge herausgeworfen und ihr zweiter und dritter Sturm ebenso tapfer abgeschlagen. Man mußte sich also auf eine mehr methodische Belagerung einschränken, bei welcher der tapfere Commandant von Silistria, Mussa Pascha, seinen Tod fand und Paskewitsch selbst eine Contusion an der Hüfte erhielt, welche ihn nöthigte, sich nach Jassy bringen zu lassen. Auch General Schilder, welcher die Belagerungsarbeiten leitete und auf dessen Minenkünste man hauptsächlich gerechnet hatte, ward am 13. Juni so schwer ver- wundet, daß er bald darauf starb. Fürst Gortschakow, welcher nach der Entfernung des Fürsten Paskewitsch den Befehl über- nommen hatte, setzte das angefangene Unternehmen fort, als er plötzlich von St. Petersburg den Befehl erhielt, die Belagerung aufzuheben und sich mit allen seinen Truppen hinter den Sereth zurückzuziehen. Der Abzug erfolgte in der Nacht zum 23. Juni, von den Türken unbemerkt, daher auch ohne allen Verlust von Belagerungsmitteln. Als eines der letzten Opfer der Belagerung, welche den Russen 12,000 Mann gekostet haben soll, starb am selben Tage der englische Obrist Butler an einer Wunde, welche er wenige Tage vorher in Arab Tabia erhalten hatte; einige Wochen später verschied sein gefeierter Waffengefährte Obrist Grach, ein Preuße von Geburt, in Rnstschuck an der Cholera. Die plötzliche Aufhebung der Belagerung Silistrias war eine Folge der Politik Oestreichs, welches am 14. Juni eine Conven- tion mit der Pforte wegen Besetzung der Fürstenthümer ab- geschlossen und eine drohende Truppenaufstellung in der Flanke

9. Theil 4 - S. 263

1862 - Breslau : Max
Belagerung Sebastopols. 263 bastopols. Anfang August 1854 waren 32,000 Engländer und 45,000 Franzosen bei Varna vereinigt; erst am 5. Sept. aber konnten die Geschwader aus der Bucht von Baltschuck unter Segel gehen, und zwar zunächst nach der Schlangeninsel, welche als Rendezvous für die Transportschiffe ausersehen war. Am 14. Sept. ward die Landung von 58,000 Mann bei Eupatoria glücklich bewerkstelligt. Erst an der Alma kam es (am 20. Sept.) zu einem blutigen Zusammentreffen, welches die Verbündeten unter dem Commando des sterbenden St. Armand zum Siege führte. Die zwei nächsten Tage wurden von der Sorge für die Verwundeten und das Begraben der Todten in Anspruch ge- nommen, worauf man am 23. die Katscha überschritt und auch den Belbek, ohne Widerstand zu finden, passirte. Indeß erfuhr man hier, daß ein an der Ausmündung dieses Flusses belegenes Fort die Ausführung des Planes, dort die Flotte ankern und das Belagerungsmaterial nach der Nordseite der Festung schaffen zu lassen, unmöglich machte. Man beschloß also, sich mittels eines Flankenmarsches auf die südliche Seite Sebastopols zu werfen und sich des Hafens von Balaklawa zu bemächtigen. Dieses kühne Manöver wurde mit Glück ausgeführt. Die Eng- länder trafen zuerst an Ort und Stelle ein, die Franzosen folgten ihnen zwei Tage später. Sie standen jetzt unter dem Befehl des Generals Canrobert, denn Marschall St. Arnaud hatte am 26. Sept. im Biwacht an der Tschernaja wegen seines Gesundheits- zustandes das Commando niederlegen müssen. Schon seit Jahren an einem unheilbaren Herzleiden erkrankt, hatte er sich dennoch zur Uebernahme des Oberbefehls über die Orientarmee angeboten. Die Ueberfahrt nach der Krim hatte sein Leiden verschlimmert, und während der Schlacht an der Alma blieb er zwölf Stunden zu Pferde, obgleich er die größten Qualen erlitt und zuletzt so schwach wurde, daß er sich von zwei Ordonnanzoffizieren auf den: Pferde erhalten lassen mußte. Ein Choleraanfall steigerte seinen üblen Zustand bis zur Hoffnungslosigkeit und er begab sich an Bord des „Berthollet", wo er am 29. starb. Sein Nach- folger, Canrobert, 46 Jahre alt, war einer der berühmten „afrika- nischen Generale", da er seit 1835 alle Feldzüge in Algerien mitgemacht hatte. Am 28. Sept. begann die Belagerung, deren Wechselfälle so lange Zeit hindurch Europa, ja überhaupt die gesammte civili- sirte Welt in Spannung erhalten sollte, welche wir aber hier

10. Theil 4 - S. 264

1862 - Breslau : Max
264 Neueste Geschichte. 5. Periode. Orientalischer Krieg. nicht Schritt für Schritt verfolgen können. Die Weltgeschichte hat kaunl eine Waffenthat wie diese zu berichten; denn nicht blos daß hier Armeen gegeneinander fochten um den Besitz der Einen Stadt, wobei die Rolle des Belagerers mit der des Be- lagerten oftmals wechselte; daß die Kriegstüchtigkeit sich nicht blos in der offenen Feldschlacht, sondern noch viel mehr im Ertragen der Lagerbeschwerden, welche namentlich im ersten Win- ter entsetzlich waren, zu bewähren hatte: so war dieser Kampf zu- gleich ein Triumph der Erfindungskraft, indem sich der Erfindungs- geist überbot, um Werkzeuge der Zerstörung oder Vertheidigung zu ersinnen und ihre Herbeischaffung zu ermöglichen oder zu beeilen. Am 17. Oct. fand das erste Bombardement statt, wobei 116 Geschütze der Landbatterien ihr verderbliches Feuer gegen die russischen Werke eröffneten, welche aus 250 Stücken des schwersten Kalibers donnernde Antwort gaben. Allch die vereinigten Flotten nahmen an dem Bombardement Theil, ohne sich eines erheb- lichen Erfolges rühmen zu können. Der empfindlichste Verlust der Russen, welche unter dem Commando des Fürsten Menschi- kow standen, war der Tod des Admirals Kornilew, welcher in dem Augenblicke, da er aus dem Portikus des Theaters trat, wo er einen Befehl geschrieben, von einer Kanonenkugel getroffen ward. Am 28. Oct. machte Fürst Menschikow einen erfolgreichen Angriff auf die Stellung der Engländer bei Balaklawa, wo- bei durch unkluge Verwendung die englische Reiterei des Lord Luc an zu Grunde ging; am 5. Nov. kam es zu einer aber- maligen blutigen Schlacht bei Jnkerman, wo die Engländer überfallen, mnthig, aber in Verwirrung, fast im Handgemenge kämpfend, durch die rechtzeitige Hülfe der Zuaven gerettet wur- den. Die Russen, welche unter den Augen der aus Petersburg herbeigekommenen Großfürsten Nikolaus und Michael fochten, mußten mit schweren: Verluste sich zurückziehen. Es trat jetzt eine Art Pause ein, da man beiderseitig auf Verstärkungen wartete; doch war diese Zeit verhältnißmäßiger Waffenruhe mit schwereren Verlusten für die Verbündeten ver- knüpft, als die Zeit des Kampfes. Fürchterliche Stürme auf dem Schwarzen Meere zertrümmerten und zerstreuten die Transport- schiffe, und die schlechte Witterung, in Folge deren die Lauf- gräben fußhoch mit Wasser sich anfüllten, brachten Krankheiten,
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